Take five

“Gehst Du eigentlich auch so in Neuköllner Eckkneipen?” wurde ich neulich mal gefragt. Ich überlegte kurz, ob eine der wenigen Institutionen, die ich selten aber gerne besuche, an einer Ecke liegen und komme zu dem Schluss: “Nein.”
Gemeint war mit der Frage natürlich die Eckkneipe ansich, die es nicht nur in Neukölln gibt. Wo der einsame Wolf und der in die Jahre gekommene Vati stumm nebeneinander huckend (“ist schon alles gesagt, was gesagt werden muss”) ihre Feierabendbierchen trinken, auch wenn der letzte Feierabend schon lange her ist und es auch noch nie bei nur einem Bierchen geblieben ist…
Ja, doch, da gab es mal ein Lokal in der Emser Straße, das ich in jungen Jahren bisweilen mit meinem besten Freund am späteren Abend aufsuchte. Dort gab es eine Musikbox mit einer alten verkratzten Take-Five(Dave Brubek)-Platte, die wir umgehend starteten und uns dann mit einem kleinen Bier (KLEINES Bier = 0,2 l) und ein paar Rothändle von den zwei, am Tresen übrig gebliebenen, leicht zusammengesackten Herren beim Plaudern verwirrt anstarren ließen, soweit die Herren des Starrens noch mächtig waren. Zwischendurch wurde die Musikbox mit dem einzig adäquaten Alternativtitel neu gestartet, jetzt lag Glenn Miller mit ‘In the mood’ auf dem Plattenteller. Manchmal tranken wir noch ein zweites kleines Bier, meistens fiel dem Wirt bei unserer Anwesenheit aber ein, dass er sowieso schon längst Zapfenstreich machen wollte.

This entry was posted in Antworten & Fragen, Lieschen Müller & Toni Normalo, Neukölln-Rixdorf, Nostalgie & Retrospektive, Speisen & Nippen, Wunder der Technik and tagged , , . Bookmark the permalink.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>