Es lebe England! Da feiert man heute Beltane.
In England ist nämlich von staatlicher Seite das Druidentum als Religion zugelassen.
Begründung: Immer mehr Menschen glauben an die Kräfte der Natur.
Soll heißen: Immer mehr Menschen glauben wieder, dass sie mit irgendwelchen ausgedachten Ritualen, die angeblich auf gaaanz, gaaanz alter Tradition beruhten, die Kräfte der Natur beeinflussen könnten.
An die Kräfte der Natur an sich braucht man nicht glauben, die erlebt man ganz einfach, wenn man sich im Sturm das Toupet wegblasen lässt, oder wenn einem ein Blitz den Dachstuhl wegfetzt. Springflut und Vulkanausbruch gehört mit zu den, für Menschen nicht so erfreulichen Naturgewalten. Ein warmer Sommerregen nach einem heißen sonnigen Tag schon eher zu der erwünschteren Seiten.
In England geht es jedoch schlussendlich und wie überall um “spirituellen Tourismus”. Selbsternannte Druiden tanzen in Stonehenge den nach Orientierung oder Abenteuer Suchenden ein paar modifizierte Indianertänze vor, es folgt ein herzerwärmendes gemeinsames Lied und dann wird kassiert: von der Hotelbuchung bis zur weiterführenden Literatur, dazu Salben, Massagen und Kurse, vielleicht auch ein paar Drogen, um die Kraft der Natur in sich selbst zu entdecken.
Hexen und Druidenprinzessinnen stecken sich Kunststoffblumen und Gemüse ins Haar, Ihre männlichen Kollegen stolpern mit Hirschgeweihen auf dem Kopf über Wiesen und Felder…
Wie schön!
Ich stelle mir vor, was passiert, wenn eines Tages herauskommt, das Stonehenge kein magischer, oder wenigstens naturwissenschaftlicher Ort war, sondern ein ganz gewöhnliches Sportstadion, ein öffentlicher Hinrichtungsplatz, ein Wildschweingehege oder auch nur ein Pissoir (eine frühe Form des ‘Café Achteck‘). Vielleicht wurde hier auch nur Wäsche aufgehängt oder jeden dritten Sonntag gepokert.
Wer weiß es schon?
Bis heute niemand.
Außer ein paar Brockenhexen vielleicht.