Die heilige Familie

Weihnachten, das Familienfest. Wer keine Familie hat, ist am Heiligen Abend angemeiert1.

Unter dem Stichwort “Heilige Familie” fand ich bei Google eine Illustration mit einem zärtlichen Bremsbackenpärchen, das seinesgleichen in jeder Krippenausstellung missen lässt:

Die C-Parteien meinen mit “Familie” eine festgeschriebene Kombination aus einem zweigeschlechtlichen Ehepaar mit den Kindern, die aus dem “Vollzug der Ehe” hervorgegangen sind. Dazu wird als Vorbild die sogenannte “Heilige Familie” hochgehalten. Dass es sich bei dieser  jedoch in keiner Weise um die propagierte Konstellation handelt, scheint völlig egal zu sein.

Bestenfalls waren Joseph und Maria verlobt und als Joseph mitkriegte, das Maria von jemand anderem schwanger war, wollte er eigentlich abhauen. Er musste mit sehr massiven Mitteln dazu überredet werden, bei Maria zu bleiben. Dass die beiden jemals geheiratet haben, ist eine unbelegte Annahme, die von den neutestamentarischen Evangelisten auch nur sehr verschwurbelt umschrieben wird (selber nachlesen).
Unter “Heilige Familie” versteht man also die Lebensgemeinschaftt des Jesus von Nazaret mit seiner Mutter Maria und seinem Ziehvater, dem Zimmermann Josef von Nazaret.

Wenn dies das Vorbild für alle ehe- und familienbezüglichen Gesetze und sonstigen verbindlichen Regelungen ist, ist es nach wie vor völlig unverständlich, was die C-Politiker gegen verschiedenartigste Lebensgemeinschaften mit Kindern haben? Warum soll für sie die “heilige Familie” kein Vorbild sein? Warum haben sie nicht automatisch die gleichen Rechte? Warum kann man die ganze Geschichte nicht mal vom anderen Ende aufrollen?

Woher kommt die Verpflichtung zur monogamen verschiedengeschlechtlichen Eheschließung eigentlich wirklich?
Interessanterweise wurde diese Lebensform erst am Ende des ausgehenden Mittelalters mit der weltweiten Verbreitung des Christentums als ausschließlich rechtmäßig und verpflichtend propagiert, um eine Familie zu gründen.
Die Installierung der Ehe diente dabei aber nicht vorrangig den Interessen zweier
Einzelpersonen oder ihrer Kinder, sondern auch den Zwecken zur Regelung der Erbrechte religiöser und weltlicher Eliten2.

Also kurz gesagt: Es musste eine feste, unmissverständliche Regelung gefunden werden, wo angehäuftes Hab und Gut bleibt, wenn der Besitzer stirbt.
Für ärmere Menschen, also die Mehrheit war diese Thematik vermutlich eher uninteressant, die hatten eh nicht viel zu vererben.

So. Das war doch ein schönes Thema zum Weihnachtsabend.
Und jetzt: Ran an’n Boom und mitjefeiert!

1) Ich habe keine Herkunftsauskunft für das schöne Wort “anmeiern” gefunden, aber ich denke, es ist naheliegend, an eine Variante von “anschmieren” zu denken und zwar im Speziellen mit Molkereiprodukten: Quark, Schmand, Buttermilch…

2) Dies ist keine Doktorarbeit, die Quellen für diese kurze Zusammenfassung findet man kreuz und quer im Internet und wären länger als der Text selbst…

PS: Wer nun aber keine Familie hat und den Abend entspannt für sich nutzen möchte, macht das vielleicht mit eine einer gelungenen “Anschmierung”, respektive einer Quarkmaske. Dann ist man auch nicht verführt, sich das ziemlich anstrengende Fernsehprogramm zu Gemüte zu ziehen. Stattdessen könnte man vielleicht einem spannenden Hörspiel lauschen. Die letzte aktuelle Radio-Tatort-Folge gibt es hier. Und für danach zum Abgewöhnen (endlich wieder ohne Gurken oder Tomaten auf den Augen): Nicht nur zur Weihnachtszeit von H. Böll (11 Min., leider nicht ganz komplett, aber ausreichend).

 

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