Susern, Lullen und andere Eindöser

(zum Weltschlaftag)

Schurr mir sanft was vor,
sing zart mir in das Ohr,
flüster mir ein Märchen fein,
suser mich zum Schlummern ein,
schenk mir einen kleinen Traum,
aus bunten Regenbogenschaum,
summe mir ganz leise,
eine Hummelweise.
Das erfüllt den Zweck,
denn schon bin ich weg!

Ausschnitt: Madonna mit dem Zeisig (Albrecht Dürer)

Lutschbeutel

Die mir durchaus geläufigen Verben “susern” und “einsusern” scheinen zu den völlig verlorengegangenen Wörtern zu gehören und sind vermutlich in der Bedeutung abgeleitet von

süszern, suszern, vb., verbale Iterativbildung zu süsz. 1) wie süszen 1, ‘süsz machen’…(weiter im Grimmschen Wörterbuch)

und bedeutete ursprünglich möglicherweise das Geben eines süßen Schnullers
oder/und zuzeln

zuzel, m., saugbeutel, österr. Hügel 200; Hintner. auch für zigarre, tabakspfeife von zuzeln, v., saugen, lutschen. (Grimmsches Wörterbuch)

Möglicherweise sind den meisten statt “susern” die im Deutschen eher abfällig genutzten Verben “lullen” und “einlullen” bekannt, das sich auch im engl. Lullaby und der Bezeichnung  Lulle (Zigarette) findet und laut Duden den Synonymen saugen und lutschen entspricht.

Und wer dann in einer Rixdorfer Raucherkneipe ein paar Lullen und die nötige Menge Begleitflüssigkeit in Form von “Suser” (neuer Süßer, Sauser, Federweißer, neuer Wein) genossen hat, fängt garantiert zu lallen an und susert bald ein…

PS: Gerade fällt mir noch eine weitere suser-Variante ein: “rumsusern” mit der Bedeutung “jammern und maulen”. Sich in den Schlaf weinen?

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