Kurzzeitgedächtnis

Asteroideneinschläge, Bioeierbetrug, Fahrradrowdis, Flugplatzdesaster, Herrenwitze, Italoclowns, Leiharbeitersklaverei, Krankenhausviren, Krippenplatzfehlplanung, Mietwucheraufschwung, Milchvergiftung, Missbrauchsaufarbeitungsnullbilanz, Nordkoreaatomtests, Organspenderlistenschummeleien, Papstrücktritt, Pferdefleischgranulat, Radrennsiegeraberkennung, Schavanplagiat, Spielautomatenreduktion, Waffenbesitzschwindler, Weltuntergang, Wintersonnenlichtmangel…
…fehlt was?

haare hochMein Hirn ist vollgemüllt mit den verschiedenartigsten kleinen Kataströphchen und ausgewachsenen Skandalen und kann sich nicht mehr erinnern, was nun wirklich wichtig war.

Ich komme ja langsam in das Alter, wo sich das Langzeitgedächtnis einbildet, besser zu sein, als das Kurzzeitgedächtnis. Es konstruiert sich aber mitunter eine Erinnerung zusammen, dass mir ein paar Tage später die Haare zu Berge stehen, wenn mir plötzlich einfällt, dass es wohl doch eher ganz anders gewesen sein müsste oder zumindest könnte. Und dann stellt man fest, dass es fast unmöglich ist, beispielsweise eine Grundschulklassenkameradin aufzutreiben, die sich an die selbe Situation erinnert. Und so sage ich mir: Is doch wurscht! Solange die Geschichte interessant genug ist! Und wenn nicht, dann ist sie garantiert noch wandlungsfähig.

Wenn ich das schon früher etwas genauer überdacht hätte, dann hätte ich möglicherweise nicht die Ausschreibung in den Asphaltspuren Nr. 15 verpasst.

 

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Leute heute

Was ist eigentlich die Mehrzahl von Leutnant?
‘Trafen sich zwei Leutnante…’ etwa? Oder ‘Die Leutnants aßen Hammelkeule’?
Offenbar beides. (Schnell mal nachgelesen:) Das Wort kommt nämlich aus dem französischen, konnte sich aber offenbar nicht entscheiden, ob es lieber wie Bonbons oder wie die Balkone behandelt werden will.
Aber das nur nebenbei. Denn eigentlich dachte ich ursprünglich, dass das Wort irgendwie mit ‘Leute’ verwandt sein könnte. Und dass ich das Wort ‘Leute’ nicht mag.

Das betrifft genauso ‘alte Leute’ wie ‘junge Leute’, aber vor allem ‘Leutchen’ und ‘Leutseeligkeit’.
‘Leute’ sind irgendwelche, sind verwandt mit dem “kleinen Mann auf der Straße”, sind ein gesichts- und meinungsloser, beliebiger, austauschbarer Teil der Gesellschaft. Die, die man nicht fragen muss, über die man bestimmen kann, wie man will. Die “Leutchen” sind noch schlimmer dran, die sind nämlich außerdem auch noch arm, alt und krank, ein bisschen blöd aber nett.
Im Wörterbuch wird Leutseligkeit mit Freundlichkeit oder Umgänglichkeit gleichgesetzt. In meinem Kopf klingt es aber eher nach “Wenn er was getrunken hat, wird er schnell leutselig.” Fremde Leute ungefragt umarmen, billige Zoten reißen und schlechte Schlager noch schlechter singen.

Wie gesagt, ich mag ‘Leute’ nicht.
Und ein einzelnes Leut auch nicht.
Das Leut? Oder hieße es der Leut, und die Leutin, wenn es das Singular gäbe?

Ähnlich schlimm finde ich der oder die ‘Kleine’.
“Hast du an das Geschenk für die Kleine gedacht?”
“Hauptsache die Kleine schreibt wieder gute Zensuren.”
Das klingt nach einer, wie ich finde, unangenehm distanzierten Reduktion auf Niedlichkeit, die einzige Qualität, die man von diesem Kind offenbar wahrgenommen hat. Und der Name will wohl auch gerade niemanden einfallen.

PS: Der Leutnant von Leuthen befahl seinen Leuten, nicht eher zu läuten, bis der Leutnant von Leuthen seinen Leuten das Läuten befahl.
‘Leute’ sind nämlich Befehlsempfänger, durchaus auch ohne einen Weisungsbefugten.

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Lost in Redewendungen

“…und denn is dit ‘n Eiertanz, wie die Kuh ums gold’ne Kalb.”

Jette denkt: Vielleicht wäre es sinnvoll, heute schon mit dem Tanztraining zu beginnen, damit die Darbietung bis zum Osterfest auch wirklich bühnenreif ist. Empfehlenswert für diesen Act ist ein stabiles Ei von einer artgerecht und vor allem human(!) gehaltenen Straußenhenne.

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Eine Straße für jeden

Wenn eine Angelika im Angelikaweg wohnt, führt das zu größerer Ungläubigkeit als wenn ein Alexander am Alexanderplatz wohnt. Im Wedding wohnen bestimmt auch einige Müllers in der Müllerstraße. Nun fragen sich Mendy, Kevin, Denni, Schantal, Hashtag und Like warum es keine Alleen, Plätze oder wenigstens kleine Gässchen mit ihren Namen gibt.
Da hilft ein Blick in das »Berliner Straßengesetz« vom 28. Februar 1985 mit Änderungen vom 30. Juni 1988, die »Ausführungsvorschriften zu Paragraph 5 des Berliner Straßengesetzes« vom 6. Dezember 1985 sowie die »Verwaltungsvorschriften zur Änderung der Ausführungsvorschriften« vom 16. August 1991. Und ganz besonders in die

Ausführungsvorschriften zu § 5 des Berliner Straßengesetzes
AV Benennung
- Berlin -Vom 29. November 2005

Laut Vorschrift sollen Frauen verstärkt Berücksichtigung finden, aber – und das gilt im Prinzip für alle Personen, nach denen öffentliches Straßenland benannt wird – sie müssen berühmt und tot sein.

Wann ist eigentlich Leonore,  Hauptfigur aus Beethovens Oper “Fidelio” gestorben? Auch wenn literarische, musikalische oder rein virtuelle Tode gewiss nicht generell zählen würden,  gibt es natürlich auch hier – wie für alle Vorschriften – Ausnahmen, denn die Leonorenstraße in Steglitz  zeugt davon.

Und wer war die berühmte Angelika? Die war gar keine Frau, sondern ist eine Pflanze: Echte Engelwurz (Angelica archangelica).

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Das war aber auch Zeit

Als es nach dem letzten (oder vorletzten?) Eierskandal hieß, dass keine Käfighuhneier mehr produziert werden dürfen und dass es Engpässe geben würde und dass es deutlich teurer werde und als letzeres eintrat, die Engpässe aber auf sich warten ließen, da dachte ich: mal sehen, wie lange es dauert, bis jemand merkt, dass es nicht genug Boden und Wiesen und Scharrsand auf der Erde gibt, für so viele Biohühner & Co.
Es hat gedauert.
Aber nun hat’s offenbar geklingelt.

Mit dem Trockenfleischgranulat ist das nicht viel anders. Den Verdacht, dass in all diesen vorgefertigten Speisen und Zutaten nicht das drin ist, was man denkt, dass drin sei, hat sich mir schon vor langer Zeit aufgedrängt, als ich mal las, das die Bezeichnung “Würze” in Zutatenlisten (bei Würzmischungen, Pulversoßen und -suppen) nichts anderes hieße, als ‘Granulat aus sonst nicht verwertbaren Tierresten, einschließlich Hufe und Haare’.
Deshalb habe ich seither Probleme mit vorgefertigten “Hackfleisch”-haltigen Gerichten.
Ob Sauce Bolognese, Tortellini, Fleischklösschen aller Art, Chili con Carne, verschiedene Wurstsorten usw.. Ich esse nichts oder nur extrem ungern davon, wenn ich nicht weiß, dass frisches Fleisch verarbeitet wurde. Nicht wegen der möglicherweise falsch deklarierten Tierart, sondern wegen sonstigem Müll, der als Füllmittel untergebracht wurde. So wie das meiste Katzenfutter zum größten Teil aus Abfällen aus der Sojaproduktion besteht.
Und was finde ich auf der Suche nach einer Abbildung von Fleischgranulat noch vor einem aufgequollenen Bild?
“Sojabohnenöl-Körnchen für Gebrauch in den Nahrungsmittel-und Fleischverarbeitungindustrie.”

 

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