Leute heute

Was ist eigentlich die Mehrzahl von Leutnant?
‘Trafen sich zwei Leutnante…’ etwa? Oder ‘Die Leutnants aßen Hammelkeule’?
Offenbar beides. (Schnell mal nachgelesen:) Das Wort kommt nämlich aus dem französischen, konnte sich aber offenbar nicht entscheiden, ob es lieber wie Bonbons oder wie die Balkone behandelt werden will.
Aber das nur nebenbei. Denn eigentlich dachte ich ursprünglich, dass das Wort irgendwie mit ‘Leute’ verwandt sein könnte. Und dass ich das Wort ‘Leute’ nicht mag.

Das betrifft genauso ‘alte Leute’ wie ‘junge Leute’, aber vor allem ‘Leutchen’ und ‘Leutseeligkeit’.
‘Leute’ sind irgendwelche, sind verwandt mit dem “kleinen Mann auf der Straße”, sind ein gesichts- und meinungsloser, beliebiger, austauschbarer Teil der Gesellschaft. Die, die man nicht fragen muss, über die man bestimmen kann, wie man will. Die “Leutchen” sind noch schlimmer dran, die sind nämlich außerdem auch noch arm, alt und krank, ein bisschen blöd aber nett.
Im Wörterbuch wird Leutseligkeit mit Freundlichkeit oder Umgänglichkeit gleichgesetzt. In meinem Kopf klingt es aber eher nach “Wenn er was getrunken hat, wird er schnell leutselig.” Fremde Leute ungefragt umarmen, billige Zoten reißen und schlechte Schlager noch schlechter singen.

Wie gesagt, ich mag ‘Leute’ nicht.
Und ein einzelnes Leut auch nicht.
Das Leut? Oder hieße es der Leut, und die Leutin, wenn es das Singular gäbe?

Ähnlich schlimm finde ich der oder die ‘Kleine’.
“Hast du an das Geschenk für die Kleine gedacht?”
“Hauptsache die Kleine schreibt wieder gute Zensuren.”
Das klingt nach einer, wie ich finde, unangenehm distanzierten Reduktion auf Niedlichkeit, die einzige Qualität, die man von diesem Kind offenbar wahrgenommen hat. Und der Name will wohl auch gerade niemanden einfallen.

PS: Der Leutnant von Leuthen befahl seinen Leuten, nicht eher zu läuten, bis der Leutnant von Leuthen seinen Leuten das Läuten befahl.
‘Leute’ sind nämlich Befehlsempfänger, durchaus auch ohne einen Weisungsbefugten.

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