Gefühlsmaximierung

Dass mancher statt “lass mich in Ruhe” zu sagen, “isch fick deine Mudda, Alde” schreit, ist recht unangenehm, aber in manchen Umgebungen schon fast normal. Dass eine kleine Meinungsverschiedenheit als großer Streit empfunden wird, kann schon mal nerven. Dass der Tod des Goldhamsters einen erwachsenen Menschen in hoffnungslose Verzweiflung stürzt, halte ich doch schon für recht bedenklich. Dass eine schlichte Verstimmtheit mit “Wut” und jemanden-nicht-mögen mit “Hass” tituliert wird, finde ich dagegen erschreckend.
Die Steigerung ins Maßlose findet schon seit längerer Zeit immer mehr Freunde. Und das geht nicht nur auf der Seite der negativen Gefühle. Dass Jugendliche glauben, jede kleine Verliebtheit sei gleich die “große Liebe” ist normal und war allerdings schon immer so. Dass der Anblick eines Schauspielers oder Popmusikers unkontrollierbare Euphorie hervorruft, konnte ich noch nie nachvollziehen.
Warum ist der Mensch auf diese Gefühlsmaximierungen so scharf? Geht die Wahrnehmung fürs kleine, zarte, zurückhaltende immer mehr verloren?
Weil es beispielsweise das Gernot-Hassknecht-Prinzip gibt? “In zwölf Schritten zum Choleriker” werden kann nämlich jeder, da ist der Erfinder des geplant durchgeführten Wutanfalls sicher. Und er erklärt’s dem Publikum heute im Kookaburra, während er vermutlich gleichzeitig im ZDF kollabiert… Morgen dann wieder ohne diese Parallelität.

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